Unzählige Wege haben das Grünparadies, das in weiten Bereichen naturgeschützt ist, für die erholungshungrigen wie ebenso naturverbundenen Großstädter erschlossen. Der Höhenweg Rodaun – Wiener Hütte, der in Teilen mit dem Stadtwanderweg 6 identisch ist, zählt sicher zu den schönsten Wienerwald-Touren. Die von der Kulturfüchsin ausgewählte Wanderung führt von Rodaun über den Zugberg, entlang des Kamms der Mizzi-Langer-Wand zur Wiener Hütte und zurück nach Rodaun.

Naturereignis Mizzi-Langer-Wand

Der leicht bewältigbare Weg hat seinen Ausgang bei der Endstelle der Straßenbahnlinie 60 in Rodaun. Nach kurzer Gehzeit auf Asphalt-Gehsteigen über die Ketzergasse und Willergasse gelangt der Wanderfreund zur erhöht situierten Rodauner Kirche. In unmittelbarer Nähe zweigt rechtsseitig ein schmaler Fußweg direkt in die Botanik ab. Nach einem kleinen Anstieg wird der Zugberg erklommen, von dem südseitig die bis zu 30 Meter hohe Mizzi-Langer-Wand steil abfällt. Der Höhenweg bietet einen wunderbaren Rundblick ins Kaltleutgebener Tal und auf die südlich davon gelegene Hügelkette. Die Mizzi-Langer-Wand ist nach der kletter- wie insgesamt sportbegeisterten Wienerin Maria „Mizzi“ Langer-Kauba benannt, die dort Ende des 19. Jahrhunderts mit einer Schar von „Bergfexen“ Kletterwettkämpfe in dem ehemaligen Steinbruch veranstaltete. Noch heute ist die Wand für viele angehende aber auch längst arrivierte Kletterbegeisterte Einstiegs- bzw. Übungsgelände für weitere Felsbegehungen.

Traumhafter Fernblick

Auf dem Kamm über der Wand, von dem man eine hervorragende Fernsicht genießen kann, geht es vorerst etwa zehn bis 15 Minuten geradlinig auf relativ schmalem Pfad weiter durch prachtvollen Mischwald und danach bergab über ein kurzes, von Steinen und Baumwurzeln übersäten steilen Wegstücks zur Forststraße bei der Mauereinfriedung des Kalksburger Kollegiums. Auf dieser sich ab dort zusehends verengenden Forstweg-Route führt die Wanderung in ständig leichtem Anstieg und weitläufig mäandernd durch einen von Laubbäumen dominierten Wald. Nach knapp 30 Minuten weiterer Gehzeit taucht die Abzweigung nach Kalksburg auf, die die Kulturfüchsin vorerst rechts liegen ließ, um die restlichen paar Hundert Meter zur Wiener Hütte zurückzulegen.

Seit Großvaters Zeiten Einkehrfixpunkt – die Wiener Hütte

Die nach längerer Bauzeit de facto neu errichtete, traditionsreiche Einkehrgaststätte bietet sich dem Besucher als zeitgemäßes, im modernen, unaufdringlichen Landhausstil eingerichtetes Gasthaus an. Große, nach Süden gerichtete Glasfenster und die Terrasse davor bieten einen großartigen Blick auf die jenseits des Kaltleutgebener Tals gelegene Berg- bzw. Hügelkette, ebenfalls Ziel von zahlreichen Wandervögeln. Erreichbar ist die Hütte auch mittels Pkw, ein großer Parkplatz erleichtert es nicht wanderaffinen Besuchern sich an dem durchaus schmackhaften Speiseangebot zu delektieren. Geboten werden großteils Klassiker der Wiener Küche, die nicht zuletzt durch vegetarische Angebote, die sich beim Kulturfüchsin-Besuch in Form von Eiernockerln mit Jägersalat, geröstete Knödel, Erdäpfelnockerln mit Kürbis, Schafkäse und Cherry-Paradeisern präsentierten, ergänzt wurden. Alles zu Geldbörsel schonenden Preisen.

Wanderwege in alle Himmelrichtungen

Die Wiener Hütte ist zudem Kreuzungspunkt zahlreicher Wanderwege. Nicht nur gibt es Routen in unmittelbar benachbarte Regionen nach Breitenfurt, Kaltenleutgeben, Sulz, Hochroterd etc., sondern auch internationale Pilgerwege, wie zum Beispiel den Marien Pilgerweg, der von Tschenstochau in Polen nach Mariazell führt und die Via Slavorum, die in Krakau beginnt, u. a. über Retz und Mariazell, den Semmering, den Wörthersee, Assisi schließlich bis nach Rom führt und damit einmal mehr die freizügig artikulierte Erkenntnis, dass alle Wege nach Rom führen, bestätigt. Wer also über gute Kondition verfügt, kann auf Schusters Rappen seine Wanderlust ausgiebig frönen. Der Stadtwanderweg 6  – seine gesamte Länge beträgt rund 12,5 Kilometer – führt übrigens von Rodaun über die Wienerhütte weiter nach Breitenfurt und den Mauerer Wald zurück nach Rodaun. Dafür sind insgesamt rund viereinhalb bis fünf Stunden Fußmarsch einzuplanen.

Wiederbelebtes Naturjuwel Liesingbach

Die Kulturfüchsin und ihre Wanderbegleitung wählten allerdings den kurzen Weg zurück zur Abzweigung nach Kalksburg und dann weiter auf der Forststraße, die einige aufgelassene Steinbrüche tangiert, zum Ausgangspunkt Rodaun. Bedauerlicherweise wurde der Weg in jüngerer Zeit teilweise verbreitert und mit grobem Schotterbelag versehen, was dem Trittgefühl nicht gerade zuträglich ist. Eine gewisse optische Entschädigung bietet allerdings der prachtvolle Buchenwald der den Weg säumt. In der letzten Etappe geht es auf asphaltierten Wegen entlang der Liesing, die in Rodaun als Wildbach renaturiert wurde und Heimstätte für so manche Wasservögel geworden ist. Gesamtgehzeit von Rodaun und zurück knapp zwei Stunden.

Wohltuende Ganzjahrestour

Fazit: In weiten Wegabschnitten eine durchaus für Körper und Seele wohltuende ganzjährig begehbare Tour. An heißen Sommertagen wegen des dichten Waldes und dessen kühlenden Schatten ebenso im Winter, wenn an Frosttagen die entlaubten Äste zu glitzernden weißen Gebilden mutieren und Assoziationen an einen Märchenwald wecken. Empfohlen von der Kulturfüchsin wird allerdings die Forststraße nach Kalksburg zu meiden und stattdessen entweder den gesamten Stadtwanderweg über den Maurer Wald zu absolvieren oder den Hinweg zurück zum Tour-Ausgangspunkt zu wandern oder eine nach rund zehn Minuten Gehzeit breitere Abzweigung nach links zu nehmen und – allerdings unmarkiert – auf einem recht schmalen Pfad durch dichten Hain parallel zum Stadtwanderweg zurück zum Ausgangspunkt Rodaun zu gelangen.

Geschrieben von Stefan Weinbeisser